Leider hab ich kein Bild davon, wie der alte Stuhl da unten in dem riesigen Müllcontainer lag, zwischen all dem Sperrmüss und kaputten Schränken. Als ich meinen eigenen Müll hinein warf, sah ich ihn. Der war wirklich noch nicht reif für den Abfall. Ein netter Mann vom Wertstoffhof kam mit einem laaaaangen Stock und hangelte den Stuhl für mich da unten wieder raus. Ihm war das unverständlich, dass ich den Mist mit nach Hause nehmen wollte. Aber der sieht ja auch nicht, was aus ihm geworden ist 🙂
Stuhl grob anschleifen
Damit der Dreck und die erste Schicht Farbe grob entfernt ist, schleife ich den Stuhl mit einem elektrischen Handschleifer ab. Das geht natürlich auch per Hand, dauert nur länger …
Schleifstaub entfernen
Nach dem Schleifen sitzt der Schleifstaub im Holz. So sollte nie gestrichen werden, da dann die Farbe einfach nicht halten kann. Der Staub kann nun mit einem Pinsel und kleinem Besen rausgefegt werden oder man wäscht ihn einfach ab. Wenn es warm ist, ist das der schnellste Weg, dann trocknet es ja schnell wieder. Dazu nehm ich einen Schwann und einen Eimer Wasser und ertränke den Stuhl. Mit dem Schwamm abreiben, damit auch alles abgeht.
Nachschleifen
Nach dem Trocknen stellen sich Holzfasern auf. Das merkt man, wenn man mit der Hand drüber streicht. Das kann mit der Hand und einem feinen Schleifpapier schnell alles nachgeschliffen werden. Gut, man hat dann natürlich wieder Schleifstaub auf dem Stuhl, logisch, dass der auch wieder runter muß. Mit einem feuchten Schwamm wische ich den Stuhl also wieder ab. Das kann man nun so lange machen, bis man nach dem Trocknen keine groben Holzfasern mehr spürt, oder man nimmt es nicht so genau und macht es eben nur ein Mal. Mir reicht das bei diesem Stühlchen.
Holz grundieren
Hier sieht man nun auch schon gut die unregelmäßigen Farbschattierungen auf der Sitzfläche. Das Holz wurde mal dunkel gebeizt oder angestrichen, wenn ich den Stuhl jetzt gleich hell streiche, werden von unten immer wieder dunkle Flecken durchschlagen. Das habe ich einmal mit einer alten Schublade erlebt, die trotz vielen vielen Farbschichten fleckig war und blieb. Erfahrung macht schlau – jetzt weiß ich, dass solche alten Teile mit Grundierung vorbehandelt werden müssen
Die Grundierung trocknet durchsichtig auf. Gut merken, wo man schon war, sonst grundiert man immer im Kreis und wird nie fertig…
Jetzt wird gestrichen
OK, genug der Vorarbeiten. Jetzt geht es endlich ans Streichen. Hat auch lange genug gedauert 🙂 Ich nehme dazu Kreidefarbe von Annie Sloan, jede andere Kreidefarbe geht sicher auch gut. Für alte Möbel Kreidefarbe zu nehmen, das hab ich erst kürzlich entdeckt. Ich werde das jetzt aber immer so machen, da der Stil der Farbe, wie sie auftrocknet und sich hinterher anfassen lässt, für mich einfach am besten zu aufgearbeiteten Möbeln passt.
Die Arbeit zuvor ist zwar lästig und kostet Zeit, jedoch lohnt sich das ganze jetzt beim Anstrich. Die Farbe hält gut und ist deckend. Ich brauche keinen zweiten oder dritten Anstrich. Klar, ein wenig schimmert das alte Holz noch durch, aber das ist so beabsichtigt, da es sich um einen alten Stuhl handelt. Beim Upcycling mag ich es, wenn noch was altes zu sehen ist. Wer das nicht so mag, streicht einfach flächig und deckend.
Nass-in-Nass für den „used-look“
Nur rein weiß möchte ich den Stuhl nicht haben. Ich habe noch einen Rest eines dunkleren Farbtones. Mit einem breiten Pinsel und gut verwässerter Farbe streiche ich diesen Ton direkt nach dem weißen Anstrich. Das heißt, die zwei Farben laufen teilweise noch ein wenig ineinander.
Mir gefällt es sehr, denn es sieht so aus, als sei die alte Farbe am Stuhl abgeblättert und andere Farbe von weiter unten lugt noch durch. Ich streiche den Stuhl nicht komplett, sonst wäre dieser Effekt wieder hinfällig.
Wachsen mit Holzwachs
Und wieder steht der Stuhl da und muß durchtrocknen. Aber, fast ist er ja fertig. Es fehlt nur noch eine dünne Schicht Wachs. Am nächsten Tag, nach dem Trocknen, wird mit einem weichen Tuch überall Wachs dünn eingerieben. Dadurch färbt er dann wirklich nicht mehr ab und er bekommt einen leichten schönen Schimmer.
Und ab damit zu Rums